WIRTSCHAFTSSPIEGEL – Ausgabe 6/23

Anzeige 29 im Umfeld des Unternehmens, in Gremien und Verbänden sei der Übergang gut gelaufen. So bleibt die Sichtbarkeit des Unternehmens in der Öffentlichkeit gewährleistet. Dennoch bleibe es eine Herausforderung, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, sagt Fabian Oertel. Der scheidende Firmenchef nutzte die Feier zum silbernen Firmenjubiläum für einen Paukenschlag. Gemeinsam hatten Vater und Sohn lange darüber beratschlagt: Für die 58-köpfige Belegschaft der ABS electronic wird die Vier-Tage-Woche eingeführt – bei vollem Lohnausgleich! So etwas macht man nicht von heute auf morgen, es will gut vorbereitet sein. Vor allem bedarf es aber einer einhelligen Zustimmung aller im Unternehmen. Und das ist der Plan: Zunächst wird die wöchentliche Arbeitszeit von derzeit 38 auf dann 36 Stunden abgesenkt. Diese werden dann nach zwei Arbeitszeitmodellen auf die Tage von Montag bis Donnerstag zu je neun Stunden verteilt. Dabei gilt es für das Unternehmen, auch auf mögliche Probleme vorbereitet zu sein. Das betrifft unter anderem Kinderbetreuungszeiten der Mitarbeitenden oder Fragen nachlassender Konzentrationsfähigkeit durch längere Tagesarbeitszeiten. Dabei hat die Firmenleitung auf die Belegschaft gehört und die genannten Fragen in die Planungen einbezogen. Auch die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten sind mit bedacht worden, wobei bei ABS electronic ohnehin spätestens bis Donnerstag jeder Woche die zu liefernden Waren das Haus verlassen haben, sodass diese noch in der gleichen Woche bei den Kunden eingehen. Im September hat es bei ABS electronic einen Testlauf gegeben. Dieser wurde nicht nur in der Chefetage ausgewertet, sondern auch mit den Teams besprochen. Das Fazit fiel einhellig positiv aus. Unter dem Strich steht, dass die Arbeitsleistung trotz zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit nicht gesunken ist. Die Mitarbeitenden sind motivierter und kommen montags ausgeruhter in den Betrieb. Und auch aus energetischer Sicht zeichnet sich ab, dass die Vier-TageWoche in der geplanten FormVorteile bringt. Die beiden Oertels gehen bei der Bewertung ihrer Maßnahme sogar noch einen Schritt weiter: Mit der Verkürzung der Wochenarbeitszeit habe ABS electronic einen Wettbewerbsvorteil auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt erzielt, sagen beide Herren unisono. Offizieller Start der Vier-Tage-Woche wird der Jahreswechsel sein. Bis dahin ist noch einiges zu erledigen, sagt Fabian Oertel. Als Beispiel nennt er die Anpassung der Arbeits- und Ausbildungsverträge der Belegschaft. Hier arbeite man sehr eng mit der IHK zusammen. Für Fabian Oertel ist der Schritt in die Unternehmensleitung von ABS electronic auch eine Frage der Verantwortung. Der stelle er sich gern. Vor diesem Schritt hat er in München bei einem großen Automobilhersteller gearbeitet. Nun das Familienunternehmen in Südthüringen zu leiten, bereitet ihm große Freude, besonders weil er sich mit der auf Innovation und Nachhaltigkeit orientierten Unternehmensphilosophie voll und ganz identifiziert. Und man sieht es auch Andreas Oertel an, dass er zuversichtlich ist, was die Zukunft des von ihm vor einemVierteljahrhundert gegründeten Unternehmens angeht. (tl) ABS electronic Meiningen GmbH Wolfsgrube 9, 98617 Meiningen www.abselectronic.de Andreas Oertel (l.) hat die Leitung an seinen Sohn Fabian abgegeben. Für die Belegschaft von ABS electronic Meiningen gilt ab Januar die Vier-Tage-Woche

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