WIRTSCHAFTSSPIEGEL – Ausgabe 6/23

Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com Nr. 06.2023 ı 19. Jg. ı 78363 ı 7,70 EUR © MP Studio - stock.adobe.com INTERVIEW MIT UMWELTMINISTER STENGELE Wir müssen die Leute mitnehmen NACHHALTIGES UNTERNEHMERTUM Was können Unternehmen tun? PREISTRÄGER GEEHRT Innovationspreis und ThEx Award verliehen Werte schöpfen Ressourcen schonen

GING BY NA PAPACKS ® PACKA TURE Plastik von GRADE minium von GRADE CONSUMER PACKAGING UP PACK FIBER U YOUR PACKAGING HERE PACKAGING STARTS AINABLE SUST WIT S ANT F BE T A IC H PLA OUT STIC P Alu FOOD PACKAGING UP EPS von GRADE S AGING UP INN PA Plastik Glas oder von GRADE OVATION CKAGING UP ür r Geeignet für Lebensmitteldirektko Dreidimensionale Faserguss Verpackungen sind ideal fü den di Lebensmittelkontakt. Mit dem vo entwickelten PAPACKS® Plant-Ba Coating, bieten diese auch einen S f empfindliche Produkte. ntakt rekten n uns sedchutz Die Kunst der Präse Nachhaltige Verpackung aus nachwachsenden R vereinen Ästhetik mit Fun Dreidimensionale Fas Verpackungen faszinieren auf umweltfreundliche ntation slösungen ohstoffen ktionalität. erguss Ihre Kunden Weise. Sicherheit a Robuste Transp bewahren die Integ während de Mit widerstandsfäh innovativem Desig Ihrer Produkte eq./kg 2 CO 1.39 kg irgin Fiber q./kg 0 kg stic eq./kg 2 CO 0.17 kg - emp MPROVE COMPANY FOOTPRINT H V I uf jeder Reise ortverpackungen rität Ihrer Produkte s Transports. igen Materialien und n steht die Sicherheit an erster Stelle. r Verpackungen neu definieren Aus nachwachsenden Rohstoffen und eine plastikfreien Barriereschicht bieten unsere Innovationen eine nachhaltige Lösung für eine Vielzahl von Produkten, von Flaschen, Kosmetika bis hin zu Medikamenten und Nachfüllsystemen. e 2 CO 2.0 Pla DEVELOP CIRCULAR DESIGN UPGRADE YOUR PACKAGING U GEST LTEN! M DIE ZUKUNFT SIE UNS JETZT, A 1 50829 Köl mbH MADE IN GERMANY Gemeinsam schaffen wir einen positiven Impact in der Welt. n die Standards von morgen se Verpackungslösungen, die heute scho ir Ihnen nac unserer Produkte. Als Ihr verlässlicher Partner bieten w Unser Engagement für Forschung und Entwicklung manifestiert sich sowie einer fairen Produktionskette entwickelt werden. zuverlässig geliefert, innovativ, sicher und auf der Basis der Kreislau Verpackungslösungen, die nachhaltig in Deutschland und Europa pro e Initiative und setzen S e di n Si für nachhaltiges Handeln. Übernehme ie Welt entwickelt sich weiter und es eröffnen sich neue Möglichkei CONVERSATION RESOURCE SAVING ERG REDUCTION O2 DESIGN IRCULAR D C C EN E Glass Plastic Lifecycle Supply Chain Rethink fwirtschaft duziert, ie auf ten Aluminum PS NACH LTIG Z UM GEMEINSA KONTAKTIEREN HA f ld S V H PAPACKS Sales G 2023 ATURE PACKAGING BY N ® PAPACKS tzen. hhaltige in jedem WWW.PAPACKS.COM E-Mail: contact@papacks.com Telefon: +49 221 30163006 n on- uene e - tr. , FREE LASTIC IMPROVMENT Y MAGE SATISFACTION CUSTOMER ADVANTAGE OLICY REDUCTION WASTE P I P

Editorial 3 Foto: Sandro Jödicke_whitedesk Hat Sie unsere Titelseite irritiert? Dann lassen Sie mich noch ein wenig weiter provozieren: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. Das schrieb Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper. Die Binsenweisheit ist: Das Geld, das wir ausgeben wollen, muss erstmal erarbeitet werden. So weit, so unvollständig. Da wäre dann noch das Thema Nachhaltigkeit. Mein Eindruck ist, dass sich mittlerweile (fast) jedes Unternehmen bewusst ist, dass es ohne Nachhaltigkeit nicht mehr geht. Dazu sind Rohstoffe und Energie in jüngster Zeit zu teuer geworden. Damit sind wir wieder beim Thema Geld und der Frage: Kann man Ressourcen schonen und gleichzeitig Geld verdienen? Und wie geht nachhaltige Unternehmensführung wirklich? Reicht es, einfach nur ein paar Bäume zu pflanzen? Oder energiesparende Beleuchtungen in den Werkhallen zu installieren? Reicht das, um sich als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen zu bezeichnen? Dann wäre da noch das Thema Arbeitskräfte. Der Kampf um die besten Hände und Köpfe ist voll entbrannt. Sie wissen es selbst: Junge Menschen in Ihr Unternehmen zu locken, ist längst nicht mehr so einfach, wie es vor ein paar Jahren noch war. Deren Ansprüche sind gestiegen – und da reden wir nicht nur – aber auch - über die pure Entlohnung. Wir haben diese und andere Fragen bei der Erarbeitung dieses Hefts lange diskutiert. Unser Fazit war: Es geht das eine nicht ohne das andere. Wir müssen nachhaltig wirtschaften, um unsere Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, um auch in Zukunft noch Geld zu verdienen. Wir müssen aber auch Geld verdienen, um uns Investitionen in nachhaltige Projekte leisten zu können, die dann wieder auf unsere Unternehmenswerte einzahlen und die Zukunft unserer Unternehmen sichern. Lassen Sie uns also gemeinsam darüber nachdenken, wie sich unternehmerisches Denken und nachhaltiges Wirtschaften unter einen Hut bringen lassen. Wie sich also im brechtschen Sinne „das Fressen“ und „die Moral“ vereinbaren lassen. Diesen Spagat müssen wir schaffen. Die aktuelle Ausgabe des WIRTSCHAFTSSPIEGEL will Sie gern auf diesem Weg begleiten. Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre. Torsten Laudien Chefredakteur WIRTSCHAFTSSPIEGEL Wir müssen über Geld reden

Thüringen Fotos: Sandra Böhm, ZNiCHKA Production - stock.adobe.com, Weinert, ABS, Paul-Phillip Braun (2), DHL, Charnelle VDR/peopleimages.com - stock.adobe.com, Michael Reichel Aus dem Inhalt Im Interview 12 Thüringens Umwelt- und Klimaminister Bernhard Stengele 20 22 12 08 Ressourcenschonung und Wertschöpfung 08 Nachhaltige Geschäftsmodelle 10 Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft Aus Thüringer Unternehmen 18 Thüringer Erfolgsgeschichte dank starker Partner 20 Rackchecker und CATL in Partnerschaft 22 Grüne Logistik im gelben Gewand 28 Firmenjubiläum, Führungswechsel und ein Paukenschlag 18 28

Thüringen 37 Nachhaltige Personalführung 30 Auf dem Weg zu einer erfolgreichen Zukunft 32 Betriebliches Gesundheitsmanagement in KMU 33 Fahrsicherheitstraining als Managementtool 34 Introvertierte Führungskräfte entfalten ihr Potenzial Gründung und Innovationen 40 30 Jahre STIFT 42 Innovationspreis Thüringen 2023 44 Thüringer Gründerszene feiert ihre Besten Wirtschaft und Gesundheit 37 Reha per Telemedizin für Schlaganfall-Patienten 38 Nachhaltigkeit in Kliniken Forschung und Entwicklung 25 Lebensdauer von Batterien im Fokus industrienaher Forschung 27 Sicherung der Trinkwasserqualität Aus den Netzwerken 48 Wie kann Wasserstoff Erdgas ersetzen? 49 Mobilitätsexperten besuchen das TITK

6 Fotos: Andre Wagenzik, Andreas Domma ©RNE (S.6), TMP (S. 7) Einweihung gefeiert Der Präzisionsmaschinenhersteller LLT Applikation aus Ilmenau hat ein neues Firmengebäude eingeweiht. Wie Geschäftsführerin Larissa Pause mitteilte, dient der 1.500 Quadratmeter große Erweiterungsbau im Gewerbegebiet „Am Vogelherd“ als Büro- und Fertigungsgebäude. Damit sollen Kapazitäten erweitert werden. Investiert wurden laut Pause 2,5 Millionen Euro. LLT Applikation baut Maschinen für die LaserPräzisions- und Mikrobearbeitung. Diese kommen beispielsweise in der Medizintechnik zum Einsatz. Millionen investiert Die Gothaer C+P Stahlmöbel GmbH & Co. KG hat knapp zehn Millionen Euro in eine robotergestützte Fertigungslinie investiert. Die Anlage kann täglich 600 Büro- und Werkstattschränke herstellen. Dabei sind 30.000 verschiedene Produktvarianten in 144 Farben möglich. Durch den Einsatz von Robotertechnik kann bei der Herstellung Stahl eingespart werden. Das Land hat die Großinvestition mit 725.000 Euro gefördert. Erster Spatenstich In Jena-Nord hat der erste Spatenstich für ein neues Gewerbezentrum stattgefunden. Bauherrin ist die GWZ Jena GmbH & Co. KG, wie JenaWirtschaft mitteilte. Auf dem ehemaligen Schlachthofareal in der Löbstedter Straße entsteht ein dreigeschossiges Verwaltungs- und Produktionsgebäude. Nutzen will die rund 10.000 Quadratmeter große Fläche die Jenaer Hillos GmbH. Das Messtechnik-Unternehmen will dort 2024 mit rund 120 Arbeitsplätzen einziehen. Nachhaltigkeitspreis für Maxx Solar Das Unternehmen Maxx Solar aus Waltershausen ist mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden. Wie der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) mitteilte, wurde das Waltershäuser Unternehmen für seinen Maxx Solar Campus geehrt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Waltershäuser Firma beschäftigt eigenen Angaben zufolge derzeit 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neue E-Busse Die Meininger Busbetriebs GmbH (MBB) hat zwei neue E-Omnibusse dauerhaft für ihre Flotte gemietet. Das ungarische Modell habe sich während eines zweijährigen Testbetriebs bewährt. Das Mieten ermögliche es der MBB, auch ohne Fördermittel die zwei Elektrobusse wirtschaftlich zu betreiben. Damit sei das Meininger Unternehmen Thüringens erster und einziger Busbetrieb, der auch ohne staatliche Unterstützung die Elektromobilität auf die Straße bringe. Heizkraftwerk mit Wasserstoff Die Papierfabrik Schwarza will ihr Papier künftig weitgehend ohne CO2-Ausstoß produzieren. Das wird möglich, weil das Heizkraftwerk RudolstadtSchwarza komplett mit Wasserstoff betrieben werden soll. Dazu wurde eine Kooperation vereinbart. Das Projekt sei ein Meilenstein auf dem Weg zur Nachhaltigkeit, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Kraftwerksbetreiber TWS, der Papierfabrik und der Ferngas Netzgesellschaft. Neben der Papierfabrik Schwarza sollen auch weitere Abnehmer in der Region Rudolstadt mit Wärme und Strom aus grünem Wasserstoff des Heizkraftwerks versorgt werden. Wirtschaftsnachrichten aus Thüringen Chinesischer Investor Ein chinesisches Unternehmen plant eine Millioneninvestition bei einem Unternehmen für Krebsdiagnostik in Jena. Das teilte die Oncgnostics GmbH mit. Sie hat den Krebstest Gyntect zum schnellen Nachweis von Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Der Test wird seit vergangenem Jahr auch in China mit dort ansässigen Geschäftspartnern vertrieben und eingesetzt. Laut Oncgnostics hat sich das chinesische Unternehmen Grande Biotech nach dem erfolgreichen Einsatz entschieden, Geld in Millionenhöhe zu investieren. Produktionshalle fertig Die neue Produktionshalle des Technologie-Riesen Adtran in Meiningen ist fertig. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr angekündigt, seine Produktionskapazitäten aus China und Ostasien nach Thüringen zurückzuholen. Die höheren Lohnkosten in Deutschland sollen mit Robotern und automatisierten Abläufen kompensiert werden. Dank Photovoltaik auf dem Dach kann Adtran zudem seinen Strom fast komplett selbst erzeugen. Insgesamt flossen rund zwölf Millionen Euro in die neue „Tera-Factory“. Somag geehrt Die Somag AG Jena ist mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ geehrt worden. Die Firma ist Weltmarktführer für hochpräzise Technik im Bereich der Luftbildfotografie und Datenerhebungen. Der „Große Preis des Mittelstandes“ wird seit 1994 von der Oskar-Patzelt-Stiftung verliehen. Thüringen

7 Thüringen Insektenhotel übergeben Seit 2020 verschenkt die TMP Fenster + Türen GmbH jährlich Insektenhotels an Kindereinrichtungen in der Region, um einen Beitrag zum Umweltbildung zu leisten. Ende September konnte nun auch das letzte Insektenhotel für 2023 durch Michael Hanemann, Bereichsleiter Wintergarten bei TMP, an die Grundschule Forstberg in Mühlhausen übergeben werden. Umweltpreis vergeben Ein Erdwärmeprojekt im Kreis Nordhausen hat den Thüringer Umweltpreis gewonnen. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an die Energiegenossenschaft Helmetal, wie das Umweltministerium mitteilte. Sie hat in Werther das erste sogenannte „Kalt-Nahwärmenetz“ in ganz Ostdeutschland gebaut. Damit gelangt Erdwärme in eine Siedlung mit 33 neuen Einfamilienhäusern. Schließung angekündigt Die Sicherheitstechnikfirma Dormakaba schließt ihre Fabrik in Bad Berka im Weimarer Land. Wie ein Unternehmenssprecher sagte, werden insgesamt drei Standorte in Deutschland dicht gemacht. Ende 2025 werde die Produktion ins günstigere Ausland verlagert. In Bad Berka arbeiten rund 40 Beschäftigte in der Produktion von Schließanlagen. Mit dem Betriebsrat werde über Alternativangebote für sie verhandelt. (tl) Mehr Ausbildungsverträge Die Handwerkskammer Erfurt hat in diesem Ausbildungsjahr mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als im vergangenen Jahr. Die Anzahl der neuen Verträge in Nord- und Mittelthüringen stieg laut Kammer um 3,6 Prozent auf 1.515. Besonders auffällig sei, dass der Anteil der Bewerber aus dem Ausland um ein Drittel gestiegen sei. Trotz des Anstiegs der Neuverträge gibt es nach Angaben der Kammer weiterhin offene Stellen, insbesondere im KFZ-Handwerk, Maler- und Lackiererhandwerk sowie im Metallbau. Dort suchten die Betriebe dringend nach Auszubildenden. Neues Wärmenetz Die Stadt Kaltennordheim im Kreis Schmalkalden-Meiningen hat ihr neues Fernwärmenetz eingeweiht. Wie Bürgermeister Erik Thürmer mitteilte, profitieren davon rund 50 Haushalte in der Altstadt. Das Vorzeigeprojekt hat rund 3,4 Millionen Euro gekostet. Es soll das Heizen klimafreundlicher und nachhaltiger machen. Die Kessel in der Heizzentrale werden mit Holzhackschnitzel aus der Region befeuert. Mehr Einpendler Immer mehr Menschen pendeln nach Erfurt und Jena zur Arbeit. Nach Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung erhöhten sich im ersten Halbjahr 2022 die Anteile der Einpendler in Jena um über acht Prozent. Demnach pendelten 28.000 Menschen nach Jena. In Erfurt stieg der Anteil um mehr als sieben Prozent auf insgesamt 50.000 Einpendler. Die Entwicklung folgt dem bundesweiten Trend. Die Klasse 1b freute sich zusammen mit Anja Hanemann (li), Conny Halverscheid und Herrn Schiefer (Schulbegleiter) über das neue Insek- tenhotel und die Geschenke, die Michael Hane- mann (3.v.li.) mit nach Mühlhausen brachte. NEUEWEGE: Wie bleibe ich Mensch in meinem Unternehmen? FLUGRAUM 4, Eisenach-Kindel 20. März 2024 4. Wirtschaftsforum Mehr Informationen unter: www.neue-wirtschaft-mitte.de

8 Foto: ZNiCHKA Production - stock.adobe.com Nachhaltigkeit wird überall in der Wirtschaft großgeschrieben. Nicht nur Großunternehmen veröffentlichen mittlerweile regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte. Aber ist das, was da als nachhaltig beschrieben wird, mehr als nur ein grüner Anstrich des Hergebrachten? Wann kann man ein Geschäftsmodell als nachhaltig bezeichnen? Diesen Fragen wollen wir uns im Folgenden nähern. Wie entwickelt man nachhaltige Geschäftsmodelle? Vom Wollen zum Tun Zunächst müssen erst einmal die Grundlagen der Nachhaltigkeit näher beleuchtet werden. Nachhaltigkeit ist ein breit gefasstes Konzept, das auf die langfristige Erhaltung und Verbesserung von Umwelt, sozialen Bedingungen und wirtschaftlicher Stabilität abzielt. Hier sind die grundlegenden Prinzipien und Aspekte der Nachhaltigkeit: Umweltverträglichkeit Dies bezieht sich auf die Fähigkeit, natürliche Ressourcen zu schonen und Umweltauswirkungen zu minimieren. Dies umfasst die Reduzierung von Verschmutzung, den Schutz der Artenvielfalt und den sparsamen Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Energie. Soziale Gerechtigkeit Nachhaltigkeit sollte sicherstellen, dass die Bedürfnisse und Rechte aller Menschen respektiert und erfüllt werden. Dies schließt faire Arbeitsbedingungen, Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und sozialer Sicherheit ein. Wirtschaftliche Stabilität Nachhaltige Praktiken sollten wirtschaftlich tragfähig sein und langfristig wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen. Dies beinhaltet die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Förderung von Unternehmertum und die Verwaltung von Ressourcen in einer Weise, die Wohlstand und Stabilität fördert. Intergenerationelle Gerechtigkeit Nachhaltigkeit sollte die Bedürfnisse zukünftiger Generationen berücksichtigen, indem sie sicherstellt, dass unsere heutigen Handlungen nicht die Lebensqualität und die Ressourcen für zukünftige Generationen gefährden. Kreislaufwirtschaft Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Umstellung von linearen Wirtschaftsmodellen, in denen Produkte nach Gebrauch entsorgt werden, auf Kreislaufwirtschaftsmodelle, in denen Produkte und Ressourcen so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf gehalten werden. Biodiversitätsschutz Nachhaltigkeit beinhaltet den Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt, um Ökosysteme und deren Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. Verantwortungsbewusster Konsum und Produktion Dies umfasst die Förderung von Produkten und Dienstleistungen, die umweltfreundlich und ethisch hergestellt sind, sowie das Bewusstsein der Verbraucher für nachhaltigen Konsum. Partnerschaften und Zusammenarbeit Nachhaltigkeit erfordert die Zusammenarbeit von Regierungen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Gemeinschaften, um gemeinsame Ziele zu erreichen und Ressourcen effektiv zu nutzen. Bildung und Bewusstseinsbildung Nachhaltigkeit erfordert Bildung und Bewusstseinsbildung, um Menschen für die Bedeutung der nachhaltigen Entwicklung zu sensibilisieren und Wissen und Fähigkeiten zu fördern, um nachhaltiges Verhalten zu unterstützen. Anpassungsfähigkeit und Resilienz Nachhaltigkeit sollte die Fähigkeit zur Anpassung und zur Bewältigung von Veränderungen und Krisen fördern, sei es im Hinblick auf den Klimawandel, wirtschaftliche Herausforderungen oder andere Risiken. Die Grundlagen der Nachhaltigkeit zielen darauf ab, eine ausgewogene und gerechte Integration von Umwelt, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten in Entscheidungsprozesse und Handlungen zu gewährleisten. Es handelt sich um ein umfassendes Konzept, das auf die Schaffung einer lebenswerten Zukunft für alle abzielt: Schritt für Schritt zum nachhaltigen Geschäftsmodell Das Gestalten eines nachhaltigen Geschäftsmodells erfordert die Berücksichtigung von Umweltauswirkungen, sozialer Verantwortung und wirtschaftlicher Rentabilität. Hier sind einige Schritte, wie Sie Ihr Geschäftsmodell nachhaltig gestalten können. Ressourcenschonung und Wertschöpfung

9 Verstehen Sie die Grundlagen der Nachhaltigkeit Beginnen Sie damit, ein grundlegendes Verständnis für Nachhaltigkeit zu entwickeln. Erkennen Sie die Umweltauswirkungen Ihres Geschäfts und die sozialen Auswirkungen auf Ihre Mitarbeiter, Kunden und Gemeinschaften. Identifizieren Sie Schlüsselherausforderungen Analysieren Sie Ihre Branche und Ihr Geschäftsumfeld, um die wichtigsten Nachhaltigkeitsherausforderungen zu identifizieren, die sich auf Ihr Geschäftsmodell auswirken könnten. Dies können Umweltauswirkungen, soziale Gerechtigkeit, Ethik oder andere Faktoren sein. Setzen Sie Nachhaltigkeitsziele Definieren Sie klare Nachhaltigkeitsziele, die in Ihr Geschäftsmodell integriert werden sollen. Diese Ziele sollten messbar, erreichbar und auf die spezifischen Herausforderungen Ihres Unternehmens zugeschnitten sein. Integrieren Sie Kreislaufwirtschaftsprinzipien Betrachten Sie die gesamte Lebensdauer Ihrer Produkte oder Dienstleistungen und suchen Sie nach Möglichkeiten zur Reduzierung von Abfällen, zur Wiederverwendung und zum Recycling von Materialien. Dies kann die Entwicklung reparierbarer und langlebiger Produkte einschließen. Energieeffizienz und Ressourcenmanagement Implementieren Sie Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in Ihren Betriebsabläufen und zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs. Dies kann die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Optimierung der Lieferkette umfassen. Soziale Verantwortung Achten Sie auf soziale Belange in Ihrem Geschäftsumfeld. Dies schließt faire Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit, Vielfalt und Inklusion ein. Fördern Sie ethische Lieferketten und Arbeitspraktiken. Produktdesign und Innovation Entwickeln Sie Produkte und Dienstleistungen, die nachhaltiger sind, sei es durch Materialwahl, Energieeffizienz oder ökologische und soziale Auswirkungen. Innovation kann auch die Einführung neuer Geschäftsmodelle wie product-as-a-service oder Sharing Economy umfassen. Kundenbindung und -kommunikation Kommunizieren Sie Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent und überzeugend an Ihre Kunden. Dies kann Ihr Markenimage stärken und Kundenbindung fördern. Partnerschaften und Zusammenarbeit Arbeiten Sie mit anderen Unternehmen, NGOs und Regierungsorganisationen zusammen, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und Wissen und Ressourcen auszutauschen. Messung und Berichterstattung Implementieren Sie ein effektives Monitoring- und Berichtssystem, um Ihre Fortschritte bei der Erreichung Ihrer Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen und darüber zu berichten. Anpassungsfähigkeit und Flexibilität Bleiben Sie flexibel und anpassungsfähig, um auf sich ändernde Umwelt- und Marktbedingungen reagieren zu können. Die Nachhaltigkeitslandschaft entwickelt sich ständig weiter. Bildung und Schulung Bieten Sie Schulungen und Bildung für Ihre Mitarbeiter an, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu stärken und deren Beteiligung an Ihren Bemühungen zu fördern. Die nachhaltige Gestaltung eines Geschäftsmodells erfordert langfristiges Engagement und die Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in alle Aspekte des Unternehmens. Es ist wichtig zu erkennen, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine ethische Verpflichtung ist, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bieten kann, darunter Kosteneinsparungen, verbesserte Kundenbindung und die Erschließung neuer Marktchancen. (tl) Neue Arbeitswelt – New Work Perspektivwechsel in der Führung Save the Date: 06. Juni 2024 IHK Forum Arbeit.Zukunft.Personal Reservierung: weiterbildung@erfurt.ihk.de Gut beraten durchstarten! Infos unter weiterbildung-ihk-erfurt.de oder per Telefon unter 0361 3484-150 27. + 28. November 2024 Mitarbeiterführung - zeitgemäß und erfolgreich 28. Oktober 2024 Unverschämt fordernd oder einfach nur „speziell“ – gelungene Generationenzusammenarbeit im Team 23. + 25. April 2024 Veränderungsprozesse im Team erfolgreich implementieren - Change Management 16. Mai 2024 Achtsamkeit als Führungsaufgabe - Innere Ruhe und Konzentration stärken und dadurch die Führungsleistung erhöhen Weiterbildungen im Jahr 2024 Ressourcenschonung und Wertschöpfung

Rubrik Wichtige Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft Foto: Miha Creative - stock.adobe.com

Ressourcenschonung und Wertschöpfung Die Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft unterscheidet sich grundlegend von der linearen Wirtschaft, in der Produkte am Ende ihrer Lebensdauer oft entsorgt werden. In der Kreislaufwirtschaft wird versucht, den Wert von Ressourcen und Produkten so lange wie möglich zu erhalten, indem sie immer wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Hier sind einige Schritte und Ansätze, um Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft zu fördern: Design für die Kreislaufwirtschaft Produkte sollten von Anfang an so gestaltet sein, dass sie leicht repariert, wiederverwendet und recycelt werden können. Dies erfordert ein Umdenken in der Produktentwicklung, um langlebige, modulare und demontierbare Produkte zu schaffen. Wiederverwendung Statt Produkte wegzuwerfen, sollten sie repariert, aufgearbeitet und wiederverwendet werden. Dies schafft Arbeitsplätze und verlängert die Lebensdauer von Produkten. Recycling Die Trennung und das Recycling von Materialien sind entscheidend. Fortschritte in der Recyclingtechnologie und -infrastruktur können die Wertschöpfung erhöhen, indem sie Wertstoffe aus Abfällen zurückgewinnen. Sharing Economy Plattformen und Geschäftsmodelle, die die gemeinsame Nutzung von Produkten und Ressourcen fördern, können die Wertschöpfung steigern, indem sie die Auslastung von Produkten erhöhen. Ressourceneffizienz Die effiziente Nutzung von Ressourcen ist ein Schlüsselaspekt der Kreislaufwirtschaft. Dies kann durch Technologien zur Ressourceneffizienz und durch die Überwachung und Optimierung des Ressourcenverbrauchs erreicht werden. Produktlebenszyklusmanagement Unternehmen sollten den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte überwachen und optimieren, von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zur Entsorgung oder Wiederverwendung. Kooperation und Vernetzung Unternehmen können durch Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette und den Austausch von Informationen und Ressourcen in der Kreislaufwirtschaft Wert schaffen. Nachhaltige Geschäftsmodelle Unternehmen können neue Geschäftsmodelle entwickeln, die auf leasingbasierten Ansätzen, productas-a-service-Modellen und anderen kreislauforientierten Strategien beruhen Bildung und Bewusstseinsbildung Die Förderung des Bewusstseins bei Verbrauchern und Unternehmen über die Vorteile der Kreislaufwirtschaft kann dazu beitragen, die Akzeptanz und Umsetzung zu steigern. Die erfolgreiche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft erfordert ein breites Engagement von Unternehmen, Regierungen, Verbrauchern und der Gesellschaft insgesamt. Sie kann nicht nur die Umweltauswirkungen reduzieren, sondern auch wirtschaftliche Chancen und Wertschöpfungspotenziale schaffen. (tl) Design - Bau - Service Immobilien mit System GOLDBECK Niederlassung Thüringen, 99334 Amt Wachsenburg, Thöreyer Straße 1, Tel. +49 36202 707-0, erfurt@goldbeck.de GOLDBECK Geschäftsstelle Suhl, 98544 Zella-Mehlis, Zellaer Höhe 2b, Tel. +49 3682 46060-100, suhl@goldbeck.de building excellence goldbeck.de Auf den vorigen Seiten haben wir ausführlich über Nachhaltigkeit und nachhaltige Geschäftsmodelle gesprochen. In diesen Zusammenhang ist auch der Begriff Kreislaufwirtschaft gefallen. Damit ist mehr als nur das Recycling gemeint. Deshalb wollen wir diesen Aspekt noch einmal näher beleuchten.

Rubrik 12 Foto: Sandra Böhm Was erwarten wir eigentlich von den Menschen, die hauptberuflich für uns Politik machen? Sollen sie politisch erfahren und mit allen Wassern gewaschen sein? Oder sollen sie Lebens- und Berufserfahrungen aus anderen Bereichen mitbringen? Wie pragmatisch sollen sie sein? Können Seiteneinsteiger einen neuen Wind in die Politik bringen? Und was treibt Menschen, die eigentlich aus anderen Lebensbereichen kommen, in die Politik? Bernhard Stengele ist so ein Mensch. Ein Theatermacher, der als Politiker der Grünen eine steile Karriere hingelegt hat: Erst aussichtsloser Kandidat im Altenburger Land, dann Landesvorsitzender und nun Minister in der rot-rot-grünen Landesregierung. WIRTSCHAFTSSPIEGEL-Chefredakteur Torsten Laudien hat sich mit ihm im Studio des Erfurter Bürgerradios Radio F.R.E.I. zum Interview getroffen. „Wir können nicht schneller sein, als die Leute bereit sind mitzugehen“ Thüringens Umwelt- und Energieminister Bernhard Stengele im Interview Herr Minister, Sie sind seit Februar Thüringer Minister für Umwelt, Energie und Naturschutz. Als die Nachricht bekannt geworden ist, dass Sie das werden, ging ein Raunen durch die Menschen: Ein Schauspieler wird Minister. Zunächst die Frage: Wie sind Sie aufgenommen worden – sowohl in Ihrem Ministerium wie auch in der Landespolitik? Im Ministerium hat das sehr gut geklappt, das muss ich wirklich sagen. Der Empfang war sehr professionell. Es hat etwas für sich, dass man mit Herr Minister angesprochen wird, weil man merkt, die Leute sind professionell darauf eingestellt, dass Personen, die aus der politischen Ebene kommen, in ein Ministerium wechseln. Der Empfang war ebenso professionell wie herzlich. Es ist ja nicht die erste Leitungsposition, die ich einnehme. Deshalb habe ich die Hierarchien recht schnell verstanden. Denn an großen Theatern gibt es auch viele Hierarchien. Das war mir vertraut. In der Landespolitik bin ich insgesamt sehr gut aufgenommen worden.

Im Interview 13 Es gibt ein Bild von Ihnen, als Sie Ihre Ernennungsurkunde in Empfang genommen haben. Sie waren fröhlich und guter Dinge. Der Ministerpräsident stand neben Ihnen und schaute etwas – nennen wir es mal: indifferent. Wie ist Ihr Verhältnis zu Bodo Ramelow? Mein Verhältnis zu Bodo Ramelow würde ich als sehr gut bezeichnen. Erstens halte ich persönlich sehr viel von Bodo Ramelow. Ich erlebe ihn als einen ausgesprochen integren Menschen. Also ich habe großes Vertrauen zu ihm. Wenn Bodo Ramelow sagt: So machen wir es, dann macht er es auch so. Da spielt er immer mit sehr offenen Karten. Er ist natürlich enorm erfahren, leitet auch die Sitzungen gut. Und wir haben inzwischen auch persönlich häufig Kontakt. Wenn es Friktionen gibt, können wir uns direkt ansprechen, direkt anrufen oder direkt anschreiben. Welche Eigenschaften des Theatermanns Bernhard Stengele helfen heute dem Minister Bernhard Stengele? Theatermann ist wirklich die richtige Formulierung. Was mir ganz viel hilft, ist meine Erfahrung als Regisseur. Das heißt, dass ich einfach in einer Situation, die ich sehe, die verschiedenen Akteure innerhalb dieser Situation bemerke. Okay, der spielt die Rolle, der hat jetzt diesen Auftrag. Wie geht das? Wo kann man eingreifen, wo sollte man eingreifen? Das hilft mir sehr. Also auch mal von mir ein Stück weit abzusehen und zu fragen, was braucht die Gesamtsituation? Das ist, glaube ich, das, was mir am meisten hilft. Kommen wir mal zur Sache, also zu dem, was sie politisch zu verantworten haben: Umweltpolitik und Klimapolitik. Man redet immer vom Gegensatz von Ökonomie und Ökologie. Wenn man sich Umfragen ansieht: Bundesweit ist die Sorge um das Klima weitverbreitet. Wenn man sich dagegen Thüringer Umfragen ansieht, dann ist es den Leuten nicht ganz so wichtig. Vor allen Dingen nicht, wenn sie selbst davon betroffen sind. Also das Sankt-Florians-Prinzip oder „not in my backyard“, wie das jetzt neudeutsch heißt. Warum ist das so? Ich denke, was wir klarmachen müssen, ist, zu sagen, sind wir unterwegs. Das hat übrigens auch von Anfang an im Kabinett sehr gut geklappt mit meinem Kollegen, dem Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee. Wir haben da eine Verbindung, den Leuten klarzumachen, dass dieser alte Gegensatz Ökologie versus Ökonomie einfach nicht mehr stimmt. Wenn wir ökonomisch erfolgreich bleiben wollen - und das gilt sowohl für das Land, das gilt für die einzelnen Industrien, für die Wirtschaft und fürs Handwerk, gilt aber auch für jede einzelne Person - müssen wir die Sachen miteinander versöhnen, müssen wir Ökonomie und Ökologie zusammenbringen. Aber man muss klar sagen, dass wir da hier noch ganz viel Überzeugungsarbeit zu leisten haben. Traurig. Auch im Bund hat im Moment der Klimaschutz an Bedeutung verloren. Da müssen wir dagegen arbeiten. Und zwar nicht, weil ich ein Grüner bin und ich denke, das ist das wichtigste Thema, sondern weil uns das Thema so sehr betrifft. Wenn man sich dieses Jahr anguckt, sieht man, wie das Klima, also wie die Temperaturerhöhung, Auswirkungen hat auf der ganzen Welt. Wir reden in Libyen von 10.000 Toten. 10.000 Tote weil ein Damm bricht. Warum? Weil es da ein Hochwasser gegeben hat. Und so weiter und so fort. Das heißt, es ist das Thema, das uns beschäftigen wird. Aber nicht das einzige. Es gibt Unmengen von Krisen, von Corona angefangen über den Krieg in der Ukraine bis hin zu den Energiepreisen, die durch die Decke gehen. Die Wirtschaft kriselt, die Leute – auch dazu gibt es Studien – fühlen sich mittlerweile überfordert und kommen dann meistens zu dem sehr kurzen Schluss: Leute, tretet mal ein bisschen auf die Bremse. Jetzt nicht alles auf einmal. Wie sehen Sie das? Also erst mal verstehe ich dieses Bedürfnis. Und zweitens hat es ganz oft auch Berechtigung. Aber wir haben Zeit verloren. Das muss man klar sagen. In den 16 Jahren davor ist zu wenig passiert. Aber wir können das nicht einfach nur einholen. Ich vergleiche das immer mit dem Marathonläufer. Wenn der sich verletzt - vier Wochen – dann kann er die Zeit, die er verletzt war, nicht einfach mehr trainieren. Das heißt, wir können nicht schneller sein, als wir sein können. Das klingt banal. Im Moment haben wir Probleme, Arbeitskräfte zu finden, Fachkräfte zu haben, die zum Beispiel die Solarplatten aufs Dach legen. Wir haben Probleme beim Netzanschluss. Hat jemand eine Solaranlage auf dem Dach, dann muss die aber ans Netz angeschlossen werden. Das müssen wir berücksichtigen. Das heißt, da müssen wir direkt aus der Praxis lernen. Das heißt, wir können die Schraube, wie schnell wir gerne wären, nicht immer weiter anziehen, sondern wir müssen es ständig abgleichen. Und das ist der Prozess, in dem wir gerade stecken. Wie viel Pragmatismus verträgt eigentlich Klimaschutz? Wir brauchen Pragmatismus, weil wir es nicht ohne die Leute schaffen können. Das heißt, wir müssen sie begeistern davon. Wir müssen in die Möglichkeiten geben, wir müssen es ein wenig niedrigschwellig machen. Das heißt, dass nicht jeder gleich ein Ingenieursstudium braucht, nur weil er sich eine Solaranlage aufs Dach macht, oder Verwaltungswissenschaften studieren muss, weil der Antrag so kompliziert ist. Da müssen wir unbedingt nachsteuern. Und wir können nicht schneller sein, als die Leute bereit sind mitzugehen. Das muss man ganz klar sagen. Das ist unsere Aufgabe, das so zu vermitteln, zu sagen: Hey, du hast was davon. Deine Energiepreise gehen runter, wenn du gut gedämmt hast. Oder wenn wir das Windkraft-Beteiligungs-Gesetz im Landtag haben. Dann muss klar werden, da steht nicht nur so ein blöder „Was mir ganz viel hilft, ist meine Erfahrung als Regisseur.“

Im Interview 14 Foto: VWT Spargel vor der Aussicht, das hätte ich mir nicht gedacht, dass da einer steht, sondern dass man sagt: Du hast konkret was davon, dass da eine Windkraftanlage steht, weil dein Kindergarten damit finanziert wird. Sie haben gerade das Stichwort gegeben mit dem Windkraft-BeteiligungsGesetz. Was schwebt Ihnen da konkret vor? Konkret beimWindkraft-BeteiligungsGesetz ist, dass im Umkreis von 2,5 Kilometern einer Windkraftanlage alle Kommunen und auch alle Bürgerinnen und Bürger direkt an dem Ertrag der Windkraftanlage beteiligt werden. Dass sie sagen: Das ist eine Beteiligung von uns. Da reden wir über einen Ertrag zwischen 0,3 und 0,5 Cent (pro Kilowattstunde – Anm. d.Red.). Das klingt wenig. Das sind aber im Jahr so roundabout 30.000 bis 40.000 Euro über 20 Jahre. Das heißt, für eine Kommune genauso wie für einzelne Bürger, ist das natürlich eine ganz attraktive Sache. Was wir auch noch gerne hätten, sind mehr Bürgerenergie- Genossenschaften und dass wir die besser kapitalisieren können. Das heißt, dass wir mehr Windkraft mit Windkraftanlagen direkt in Thüringen projektieren, dass Thüringer sie bauen und dass dann die Wertschöpfung komplett im Bundesland bleibt. Das wäre sehr erstrebenswert. Das ist in anderen Bundesländern deutlich besser gelaufen. Das hat auch historische Gründe. Ich erinnere mich, Anfang der 90er Jahre in SchleswigHolstein gewesen zu sein oder auch in Niedersachsen, wo ja die Windenergie von Anfang an ein ganz großes Thema war. Und weil vor allen Dingen die Landwirte mit der Windkraft sozusagen die zweite Ernte eingefahren haben. Richtig. In Süddeutschland ist es auch so. Dort ist es ganz oft so, dass die Landwirte den Boden auch besitzen. Hier haben wir ganz oft Genossenschaften, das heißt, da gibt es Pächter und die Pächter verdienen nicht daran, nur der Boden-Besitzer. Und dadurch ist hier der Vorgang wesentlich komplizierter. Das verstehen die alten Bundesländer manchmal nicht so genau. Herr Stengele, man verbindet die Grünen in der öffentlichen Wahrnehmung immer mit Verbot und Verzicht. Was sagen Sie dazu? Man verbindet uns damit. Das kann man nicht leugnen. Andererseits: Ich kenne eine Partei in Thüringen, die möchte wirklich verbieten, nämlich Thomas Kemmerich mit der FDP. Der will Wind im Wald verbieten. Wir sa- „Wir haben zum ersten Mal die Chance, dass wir unsere Energie selbst produzieren können.“

Im Interview 15 Fotos: Sandra Böhm Preis. Und ich bin vollständig unabhängig. Vollständig wird es nicht sein, aber doch zu einem hohen Grad. Und das ist das ist wirklich eine ganz große Chance. Aber ich will noch ein anderes Gebiet aufmachen, das sind die Klimaanpassungsmaßnahmen. Das klingt erstmal ganz defensiv. Aber wenn man sieht, wie schön Orte werden können, wenn man sie ans Klima anpasst – nämlich, dass mehr Grün da ist, dass Flüsse wieder ihren alten Verlauf haben – dann merkt man: Im Klimaschutz steckt Lebensqualität und ökonomische Unabhängigkeit. Interview: Torsten Laudien gen nicht, ihr müsst eine Windkraftanlage im Wald errichten. Wir sagen nur, ihr könnt, wenn es für euch sinnvoll ist. Wenn man sich den Wald anguckt: 100 Prozent der Fichte wird sterben. Das macht 80 Prozent des Thüringer Waldes aus. Für viele Waldbesitzer ist erneuerbare Energie – auch wenn es temporär ist – eine Zwischenfinanzierung. Bisher haben sie am Wald verdient. Das können sie nicht mehr, weil er nicht mehr da ist. Da kann man sagen, hier ist eine Windkraftanlage wirklich sinnvoll, dafür kriegt der Waldbesitzer Geld und kann den Rest des Waldes aufforsten. Das will Herr Kemmerich unterbinden. Das nennt man Verbotspartei. In die Eigentumsrechte einzugreifen, das machen die Grünen eigentlich nicht. Was hat Sie überhaupt in die Politik getrieben? Ich versuche, es ganz kurz zu machen. Ich hatte ein sehr wichtiges internationales Theaterprojekt in Ostthüringen, in Altenburg, mit Künstlern aus der ganzen Welt, auch mit schwarzen Künstlern aus Burkina Faso. Und das kam sehr gut an bei den Leuten. Dann kam die sogenannte Flüchtlingswelle und das Leben wurde für diese Freunde unerträglich. Sie konnten da nicht mehr sein, also mussten wir dieses Theaterprojekt auflösen. Das war trotzdem ein gutes Projekt und ich bin sehr, sehr froh, dass wir es gemacht haben. Dann habe ich aber gemerkt, ich bin noch nicht mit der Situation fertig. Und dann habe ich damals gedacht, es ist gut, dass wir eine repräsentative Parteiendemokratie haben, und bin 2017 bei den Grünen eingetreten. Dann bin ich mit zitternder Stimme in den Kreisverband gegangen und gefragt: Könntet ihr euch vorstellen, dass ich bei euch kandidiere? Und die waren wirklich froh, dass sich überhaupt jemand bereiterklärt zu kandidieren Das Thema Klima und Umwelt beschäftigt mich tatsächlich seit meiner Jugendzeit. Das heißt, es war immer groß. Das hat in meinem konkreten Berufsumfeld erstmal nicht so eine große Rolle gespielt. Außer als ich zum ersten Mal in Westafrika produziert habe und dort bereits gemerkt habe, dass die Regenzeiten sich verschieben und dass das in Ländern, die auf Wasser angewiesen sind, verheerende Auswirkungen hat. Lassen Sie uns dieses Gespräch mit einem positiven Ausblick in die Zukunft beenden. Wo liegen denn die Chancen des Klimaschutzes? Für Unternehmer und Unternehmen wird es immer dann interessant, wenn man damit Geld verdienen kann. Genau. Wir haben historisch zum ersten Mal die Chance, dass wir unsere Energie selbst produzieren können. Dass wir ein Großteil der Energie - nicht alles, aber ein Großteil der Energie, die wir in Thüringen brauchen - selbst produzieren können. Die Firmen, mit denen ich zu tun habe, sagen, ich würde gerne zehn, zwölf Windkraftanlagen errichten, dann habe ich einen stabilen Strom. Und zu einem wirklich sehr berechenbaren Hinweis der Redaktion Ein herzliches Dankeschön an die Kollegen von Radio F.R.E.I., insbesondere an Reinhard Hucke und Carsten Rose, für die Unterstützung.

16 Am 18. und 19. September fand an der Hochschule Schmalkalden das erste Konsortialtreffen des KI-Hub Kunststoffverpackungen statt. Das Ziel dieser interdisziplinären Forschungskooperation besteht darin, die Nachhaltigkeit von Kunststoffverpackungen effektiv zu erhöhen und deren Nutzung ressourcenschonend und im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft zu gestalten. Neben der Angewandten Kunststofftechnik der Hochschule Schmalkalden arbeiten hier gefördert unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 51 namhafte Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen. Organisiert wurde das Treffen von Prof. Thomas Seul und seinem Team der Angewandten Kunststofftechnik. Konsortialtreffen des KI-Hub Kunststoffverpackungen an der HSM Kunststoffe und Kreisläufe Produkte und Verpackungen aus Kunststoff sind aus unseren Haushalten und aus unserem täglichen Gebrauch kaum mehr wegzudenken. Die Vorteile dieses Materials sind dabei vielfältig: Neben der Plastizität, die eine Vielfältigkeit der Form- und Farbgebung zulässt, sind hier die funktionalen und hygienischen Qualitäten einschlägig. Doch zugleich entstehen durch die Verbreitung des Kunststoffs und seine Langlebigkeit auch Probleme, wie wir an der zunehmenden Menge an Abfällen und gelben Säcken auch im Alltag merken. Dabei stellt sich die Herausforderung eines möglichst nachhaltigen Gebrauchs auf verschiedenen Ebenen, die zugleich unterschiedliche Problemlösungsansätze erfordern. Um die Ressource Kunststoff speziell in seiner Funktion als Verpackungsmaterial optimal und möglichst ökologieeffizient nutzen können, gilt es sowohl am Anfang wie dem Ende des Zyklus einer Kunststoffverpackung anzusetzen. Neben Aspekten des Materials und des Produktdesigns stehen die Bedingungen der Wiederaufbereitung im Fokus. Das übergeordnete Ziel besteht in der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft, die den Kunststoff vollumfänglich nutzt und keine Ressourcen verschwendet, also die Wertschöpfungskette von Kunststoffverpackungen so weit wie möglich zu schließen und die Produktion von Treibhausgasen zu minimieren. Um die Quote der Wiederverwertung zu maximieren muss neben der Aufbereitung der Kunststoffe bereits bei der Produktion der Verpackungsmaterialien angesetzt werden. Innovationslabore Kurz gefasst geht es dem KI-Hub einerseits darum, wie wir Kunststoffe ausgerichtet auf ihre Wiederverwertbarkeit als Verpackungen fertigen und verwenden müssen: Welcher Kunststoff lässt sich zum Beispiel wie am besten recyclen, welches Material eignet sich in welcher Dosierung für welches Produkt, und welche Anforderungen haben die Partner der Industrie? Andererseits geht es um die Frage der Optimierung des eigentlichen Recyclings, das von Organisation und Logistik der Abfallwirtschaft bis hin zur Sortierung und Verarbeitung mit Hilfe künstlicher Intelligenz reicht. Das KI-Hub selbst gliedert sich in die beiden Innovationslabore KIOpti-Pack (Design und Produktion) und K3I-Cycling (Kreislaufschließung) in zwei eigenständige Konsortien mit je eigenen Profilen und Forschungsschwerpunkten, die im KIHub kooperieren. Im Innovationslabor KIOptiPack stand unter anderem die Frage im Fokus, wie Kunststoffe gefertigt werden können, die sich maximal weiternutzen lassen. Welche Qualitäten müssen Rezyklate, also wiederaufbereitete Kunststoffe, aufweisen, um für sensible Bereiche der Verpackung – wie zum Beispiel von Lebensmitteln – verwandt werden zu können? Was sind die Eigenschaften der Polymere und wie lassen sich diese im Hinblick auf die Wiederverwertung optimieren? Ein Problem unter vielen ist hierbei die Bedruckung von Folien: Welche Folgen haHochschule Schmalkalden (HSM) Gesprächsrunden im Foyer Anzeige Laborführungen

ben die Aufbringung von Farben auf die Materialien und speziell für die Weiterverarbeitung? Aber auch die negativen Effekte spezifischer Geruchsbilder von Kunststoffen und Rezyklaten auf Konsument:innen und deren Akzeptanz stehen im Fokus. Kurzum ist das Ziel, den Anteil der Rezyklat-Polymere in Produkten zu erhöhen, wofür Fragen der Qualität und Quantität, der nötigen Reinheit und Kontamination für verschiedene Verwendungs- und Produktionsweisen zu klären sind. Das zweite Innovationslabor, K3ICycling, richtete den Blick auf das Ende des Kreislaufs, und damit im Sinne des Zirkels auf den reibungslosen Beginn der neuen Phase. Wie das andere Innovationslabor gliedert sich dieses Konsortium in verschiedene Themenfelder und Probleme, die in unterschiedlichen Paketen zusammengefasst werden. Ein Schwerpunkt liegt in der Sortierung und dessen Optimierung mit Hilfe künstlicher neuronaler Netzwerke. Der Vorteile dieser Technologien ist die sich selbst steuernde Erfassung, die flexibel auf Daten- und Materialflüsse reagiert. Ein Ziel ist es, die Prozesse nicht nur retrospektiv zu begleiten, sondern prospektiv valide Prognosen vornehmen zu können und so die Organisation der nachhaltigen Verarbeitung zu optimieren. Ein Ansatz ist hier das Deep Learning, dessen Potentiale sich anhand von Tools wie ChatGPT bereits ahnen lassen. Die Frage ist hier nicht nur, wo die Reise der technischen Entwicklung hingeht, sondern auch, wie sich die Potentiale effektiv in Anwendungen einbinden und nutzen lassen. Das Konsortialtreffen So kamen etwa 150 Teilnehmer, bestehend aus dem Konsortium, Beirat sowie Projektträger im spätsommerlichen Schmalkalden zusammen. Neben den Vorstellungen der Projekte, der Projektstände und einzelnen Vorträgen lag das Hauptaugenmerk auf verschiedenen Workshops, die zu unterschiedlichen Themen stattfanden. Die Teilnehmenden diskutierten hier Fragen unter anderem des effizienten Einsatzes von KI über den Daten- und Materialfluss bis hin zu Fragen ethischer und datenschutzzentrierter Horizonte. Ein Workshop untergliederte den Kreislauf der Wertschöpfungskette des Kunststoffs in verschiedene Stationen auf und wollte von den Teilnehmenden in Erfahrung bringen, wie sich die Übergänge zwischen den verschiedenen Stationen optimal ausnehmen würden bzw. wo die kritischen Punkte liegen. Auch wenn die Forschung hier noch am Anfang steht, ließe sich so ein ideales Optimum des Kreislaufs eruieren, dass die Reibungsverluste zwischen verschiedenen Stadien minimiert. Ein ebensolcher übergeordneter, rahmender Bezugspunkt wurde auch von einem Vortrag über die Kriterien der Nachhaltigkeitsbewertung und des Life Cycle aufgegriffen: Nachhaltigkeit ist ein normatives und komplexes Ziel, gegenüber dessen multiplen, teils divergierenden Ansprüchen sich Forschende bewusst verhalten müssen. Anders gesagt ist Nachhaltigkeit kein analytisches Konzept, dessen Definition schon im Sinne eines standardisierten Wertes feststünde, sondern ein offener Begriff, der auf verschiedenen Ebenen arbeitet und zugleich eine Positionierung der Bewertung und reflexiven Abwägung von den Akteuren verlangt. Um mit dem Begriff und den Anforderungen zwischen Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlichem Kontext produktiv umgehen zu können, ist diese Rückversicherung und Zieljustierung sinnfällig. Die Tagung diente neben der Sacharbeit auch dem Kennenlernen sowie der internen Vernetzung der verschiedenen beteiligten Personen. Gelegenheiten zum Austausch bot sich nicht nur in den Pausen und Workshops, sondern auch im Rahmen eines gemeinsamen Austauschs im Netzwerk in der Viba-Nougatwelt. Am Ende der Tagung wurden die Ergebnisse der Workshops präsentiert und die beiden Tage produktiv mit einigen Antworten und vielen neuen Fra- gen abgeschlossen. Mehr erfahren unter: 17 06.12.23 | 18:30 Uhr | Audimax Verleihung der Deutschlandstipendien 13.12.23 | 18:00 Uhr | Aula Antrittsvorlesung Prof. Dr. Pohl (Professur für Data Analytics) Forschungssemesterbericht Prof. Dr. Schackmar (Professur für Wirtschaftsrecht) 17.01.24 | 18:00 Uhr | Audimax Neujahrsempfang 14./15.05.24 | Campus Karrieremesse Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (m/w/d) Forschungsgruppe Strukturmechanik Leitung Rechenzentrum (m/w/d) Mitarbeiter:in im Career Service (m/w/d) … und viele mehr Veranstaltungen Stellenangebote Workshops

Erfolge wollen nicht nur organisiert werden, sie haben bekanntlich auch viele Väter. Im Falle der Weinert Industries AG ist das nicht nur die Unternehmerfamilie selbst, sondern mit der bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh auch ein starker Partner, der seit mittlerweile 20 Jahren für Stabilität und Sicherheit als Investor für Thüringen steht. Weinert Industries AG Eine Thüringer Erfolgsgeschichte dank starker Partner Anzeige

Anzeige 19 Alles begann im Jahr 2000. Da gründete Andreas Weinert in Föritztal und Sonneberg sein Unternehmen Fiber Optic Systems. Schon zwei Jahre später wurde der Automobilzulieferer Leoni AG auf das Unternehmen aufmerksam und kaufte es. Der Gründer blieb im Unternehmen in verantwortlichen Positionen. Als sich im Jahr 2019 abzeichnete, dass sich Leoni von seiner Wire & Cable Division trennen wollte, reifte bei Andreas Weinert der Entschluss, „sein Unternehmen“ wieder zu übernehmen. Gemeinsam mit seinem Sohn, der ebenfalls schon jahrelang in leitender Position bei Leoni tätig war, bemühte er sich um ein sogenanntes Carve-out. Ende 2021 wurde die Weinert Industries AG gegründet, die dann im Juni 2022 die Unternehmensgruppe aus der Weinert Fiber Optics GmbH mit den Standorten in Sonneberg, Berlin, Föritztal, Jena, Roth und der Tochtergesellschaft j-plasma GmbH in Jena sowie der ebenfalls von Leoni übernommenen Weinert Fiber Optics Inc. Williamsburg/USA formierte. Die Unternehmensgruppe hat seit dem Carve-out ihren Hauptsitz in Jena und beschäftigt hier rund 200 Mitarbeiter. Finanziert wurde die Ausgliederung über Fremd- und Eigenkapital, wobei aus der Familie Weinert gemeinsam mit der zur bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh gehörenden Thüringer IndustrieBeteiligungs GmbH & Co.KG ein erheblicher Eigenkapitalbeitrag geleistet wurde. Die erworbenen Unternehmen vereinen in ihren Standorten die gesamte Wertschöpfungskette der optischen Fasern von den Pre-Formen über optische Komponenten und Kabel bis hin zu Assemblierungen und optischen Systemlösungen. Die Weinert-Produkte werden in den starken wachsenden Technologiefeldern der Branchen Medizin, Energietechnik und Datentransfer gebraucht. Seit dem Carve-out ist die Weinert Industries weiter gewachsen. Der neue Produktionsstandort im chinesischen Jiangsu fertigt im Wesentlichen für den asiatischen Markt. In Südafrika hat sich die Gelegenheit geboten, in der Nähe von Johannesburg ein Kabelwerk für Glasfaser und Kupfer zu übernehmen. Allein hier erwirtschaften 300 Mitarbeitende einen Umsatz von über 25 Millionen Euro. Die Unternehmensgruppe will sich künftig zunehmend auf komplexe optische Systeme ausrichten und ihre Kunden bereits im Entwicklungsprozess eng begleiten. Von besonderem Vorteil ist dabei die Tatsache, dass die gesamte Wertschöpfung aus einer Hand erfolgt und damit für den Kunden die Arbeit deutlich erleichtert wird. So entstehen keine Informationsverluste, die Ansprechpartner bleiben die gleichen und es gibt keinen Know-how-Transfer in verschiedene Unternehmen. Mit der Weinert Industries AG ist aus Thüringen heraus eine Unternehmensgruppe entstanden, die weltweit über Fertigungsstandorte verfügt. Über 700 Mitarbeitende werden in Kürze einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro erwirtschaften. Die Wertschöpfung im Unternehmen wächst stetig, so dass mittel- und langfristig nicht nur der Umsatz und damit die Auslastung der Fertigung steigen, sondern gleichzeitig auch die Margen. Das alles macht auch den Investor stolz und glücklich. „Seit der Gründung der Weinert Industries AG Ende 2021 haben wir als Investor eine spannende Entwicklung verfolgt“, sagt Karin Rabe. Die Investmentmanagerin der bm-t ist auch Aufsichtsratsvorsitzende der Weinert Industries AG. „Der Carve-out aus Leoni, die Errichtung des Standortes in Chinas und zuletzt die Akquisition eines Unternehmens in Südafrika eingebettet in das Wachstum der gesamten Gruppe mit allen deutschen Standorten – das war eine große Herausforderung, die das gesamte Management sehr gut gemeistert hat. Wir sind sehr stolz darauf, als Investor der ersten Stunde, die Entstehung eines neuen Thüringer Champions und das Wachstum auch weiterhin mit unserer Expertise und Unterstützung begleiten zu können.“ Zielstellung des Investors ist es, die Unternehmensgruppe weiter aufzubauen, zu internationalisieren und ein starkes rentables Wachstum zu realisieren. Die Weinert Industries AG hat international in der Branche eine hohe Reputation, die sich auch positiv auf Thüringen auswirkt. Für die bm-t ist dies ein Paradebeispiel für ihre seit 20 Jahren wegweisenden Investments in Thüringer Unternehmen. weinert-industries.com WEINERT Industries AG Marker Höh 12a 96524 Föritztal, OT Neuhaus-Schierschnitz www.bm-t.de bm|t beteiligungsmanagement thüringen GmbH Maximilian-Welsch-Straße 6a 99084 Erfurt AR-Vorsitzende Karin Rabe

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